Erfassung

Texte: Elisabeth Lohrer, Ehrenamtliche Referentin für Geschichte und Dorfentwicklung der Gemeinde Sipplingen
Bilder: Siegfried Lohrer
Quellen:

Archiv der Gemeinde Sipplingen,
Archiv der kath. Pfarrkirche Sipplingen
Buch Sipplingen am Bodensee 1967, Herbert Berner
Buch Geschichte eines Dorfes und seiner Umgebung 1906, Josef Zimmermann
Artikel von Geistl. Rat Joh. N. Schatz
Archive – Bodenseekreis, Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen
Landesarchiv Baden-Württemberg
Archiv Lohrer

Projektende:September 2023

Aus einer Sipplinger Klosterchronik

von Geistl. Rat J. N. Schatz, Sipplingen / Bodenseechronik Nr. 10 und Nr. 15 - 1930

Das Sipplinger Klösterlein zum Hl. Ulrich wurde im Jahre 1393 auf der Nonnenebene, damals „Erla“ genannt, gegründet und nach mannigfachen Schicksalsschlägen im Jahre 1722 in Sipplingen selbst aufgebaut. Der heutige „Adler“ mit allen seinen Nebengebäuden ist das ehemalige Kloster der Franziskanerinnen, wie es 1722 gebaut wurde. Das Portal der Kirche, die Kirchenfenster und die Kirchendecke mit ihren Gemälden sind noch gut erhalten. Vier Jahre nach dem frohen Einzug in das neue Kloster starb die ehrwürdige Frau Mutter Maria Anna Morschett, die mit so viel Energie und Gottvertrauen den Schwestern das geräumige Heim geschaffen hatte, nachdem sie mit ihnen lange Zeit in bitterster Armut in Miete gewohnt hatte. Niemand hatte es gewagt, auf einen Neubau zu hoffen, nachdem die letzte Habe bei wiederholten großen Brandfällen vernichtet war. Mit Hilfe vieler Wohltäter und mit der reichen Unterstützung des Franziskanerordens war es der energischen Oberin doch gelungen ihre Schwestern wieder einzuführen in ein neues, gut gebautes, großes Klostergebäude. Freilich eine fast erdrückende Schuldenlast brachte neue große Sorgen. Am 14. Mai des Jahres 1726, morgens 7 Uhr, machte der Tod dem schaffensfreudigen, opferfrohen Wirken der besorgten Frau Mutter Maria Anna ein Ende. Am Abend desselben Tages kam der Landrichter Cagg von Stockach, um namens des gesamten Oberamtes und vorerst Seiner Kaiserlichen Königlichen Majestät dem Konvent zu kondolieren, aber auch um seiner höchst ungnädigen Verwunderung Ausdruck zu geben, dass man ihm erst im Laufe des Nachmittags und nicht sofort am frühen Morgen Mitteilung von dem Hinscheiden der Oberin gemacht habe, und um alles zu obsignieren. Die erschrockenen Schwestern meinten zwar, es gebe bei ihnen nichts zu versiegeln, da auch die Frau Mutter nichts gehabt habe, was ihr gehöre. Der P. Guardian von Überlingen und der Beichtvater des Klosters legten sich ins Mittel. Sie wiesen nach, dass bei der franziskanischen Armut dem einzelnen gar nichts gehöre, und so unterblieb die Obsignation.       

Am 18. Juni 1726 wurde insgeheim eine neue Oberin gewählt, ohne dem Oberamt etwas mitzuteilen, weil die Schwestern fürchteten, dass dasselbe noch etwas verärgert sein könnte über die vereitelte Obsignation und die Wahlhandlung in seinem Sinne beeinflussen möchte. In geheimer Abstimmung wurde die Schwester Maria Anna Katharina Zech, von Aach gebürtig, zur Frau Mutter gewählt. Die allezeit streitbare Frau hat mir vieler Energie die Gerechtsame ihres Klosters zu wahren gewusst gegen alle Behörden und nicht zuletzt gegen den hiesigen Pfarrer Christoph Anton Schelldorf der seit 1718 bis 1751 hier seines Amtes waltete. Der sehr tüchtige Herr war von Konstanz gebürtig. Die neue Oberin legte eine interessante Chronik ihres Klosters an, aus der wir einiges, was von allgemeinem Interesse ist, herausnehmen. 

Im Jahr der Wahl sollte eine Einkleidung sein, aber das Oberamt Stockach erlaubte diese nicht trotz der kaiserlichen Privilegien, auf die das Kloster sich berief. Wie die Wahl der neuen Oberin ohne die Erlaubnis des Oberamtes vorgenommen wurde, so erfolgte auch im Jahre 1727 die Einkleidung der Schwester Hyacintha und im Jahre 1728 die der Schwester Maria Franziska Xaveria ohne Zuziehung des Oberamtes. Der hiesige Vogt wurde zur letzteren Feierlichkeit ohne Wissen der Oberin eingeladen; er berief sich auf ein Dekret, wonach er immer eingeladen werden müsse. Doch waren nach wie vor derartige Feste eine rein interne Sache, bei denen keine weltliche Vertretung dabei war. Jedenfalls wurden die staatlichen Ansprüche nie vom Orden anerkannt und auch nie vom hiesigen Kloster. Eine der häufigen Kompetenzstreitigkeiten mit dem örtlichen Pfarramt bei dem Tode einer Klostermagd wurde im Jahre 1728 ausgefochten. Sowohl das Recht auf das Versehen als auch auf das Begräbnis stand ohne Zweifel dem Pfarrer zu, wurde aber vielfach bei Pfründnern, ja auch bei Verwandten der Klosterfrauen vom Klostergeistlichen beansprucht. Fast immer gaben auch der Ulrichtag, das Klosterpatrozinium und einige andere Feiertage im Konvent Veranlassung zu erbitterten Fehden. Der Klostergottesdienst durfte nach altem Recht nur zwischen 7 und 8 Uhr sein an Sonn- und Feiertagen, um den Pfarrgottesdienst nicht zu stören. Die hiesigen Herren Kapläne waren gewöhnlich bei allen Klosterfestlichkeiten willkommene Gäste. Doch interessieren diese internen Dinge und hier nicht weiter. Wohl aber sind die wirtschaftlichen und historischen Bemerkungen von Wert, die hier in chronologischer Reihenfolge aufgezählt seien.

1729: In diesem Jahr war hier die Neuanlage des Urbariums, die Renovation des Grund- und Zehntbuches. Das Kloster hat dafür 25 fl. 55kr. Unkosten gehabt. Dafür waren wie aber wie bei allen Grundstückseigentümern die sämtlichen Rechte klargestellt. Das Kloster hatte damals 65 Hofstatt Reben (etwa 11 Morgen) und zahlte Zehnten an die Gemeinde, an das Spital Konstanz, an das Domkapitel, an die fürstliche- fürstenbergische Kammer in Meßkirch, an das Spital in Überlingen, an die Kirchen in Laiz und in Pfullendorf. Dafür bekam es Zehnten von ca. 60 Hofstatt Reben. Es gab in Sipplingen 38 Zehntherren!!!                              

1731:Dieses Jahr ist ein sehr harter Winter gewesen und ist so viel Schnee gefallen, dass die ältesten Leute sich nicht erinnern, je so hohe Schneemassen gesehen zu haben. Sehr viele Reben sind erfroren.

Am Sonntag Lätare, den 4. März, ist hier nachts zwischen 2 und 3 Uhr eine „harte Feuersbrunst ausgeboren infolge Unvorsichtigkeit zweier alter Leute“. Die Frau hat so starke Brandwunden erlitten, dass sie drei Tage nachher starb. In kurzer Zeit brannten drei Häuser hinter dem Kloster in der sogenannten Korallengasse, und da der Nordwind ging, wurden alle Feuerfunken direkt auf das Koster zugetrieben. Zudem fingen auch noch die dem Kloster zunächst gelegenen Häuser in der Seitengasse Feuer, so dass das neuerbaute Kloster unrettbar verloren schien. Da noch gar viele Schulden auf dem Neubau lasteten, wäre an einen Wiederaufbau zu Lebzeiten der Schwestern gar nicht mehr zu denken gewesen. Die bedrängten Frauen machten allerlei Gelübde. Sie sahen es fast als ein Wunder an, dass der Wind sich plötzlich drehte und die Gefahr des Umsichgreifens des Brandes so gut wie beseitigt war.

Sonst war das Jahr 1731 ein gutes Obstjahr. Wein gab es aber sehr wenig und nicht viel Frucht. Das Malter Korn kostete das ganze Jahr hindurch 11 fl., ein hoher Preis in damaliger Zeit.

Am 5. Dezember starb eine Wohltäterin des Kosters die letztwillig das Kloster bedachte, und im selben Monat noch eine Frau Jakobäa von Lauer in Überlingen, die auch ein allerdings mit einem Jahrtag belastetes Legat vermachte. So dass wieder etwas von den Bauschulden bezahlt werden konnte. Der Jahrtag für Frau von Lauer sollte alljährlich am 25. Mai sein. An diesem Tage hatte aber die Pfarrei gewohnheitsmäßig eine Prozession nach Birnau so wurde der Jahrtag jeweils vorausgenommen.

1732: Im Januar war in Überlingen in der Kunkelgasse ein für damalige Begriffe verheerendes Großfeuer und im März in Stockach ebenfalls. Man liest noch aus den Zeilen der Chronistin die ausgestandenen Schrecken des Brandunglücks im März des Vorjahres heraus, sonst würde sie diese Unglückstage nicht erwähnen.

Das Korn war so teuer, dass das Kloster keines mehr kaufen konnte. Die Frau Mutter schickte zwei Schwestern nach Salmansweiler (Salem) und bat den dortigen Prälaten Maurus um Korn. Der gab den armen Frauen 7 Viertel umsonst. Nach Kreuzlingen ging die Frau Mutter selber, um zu betteln, und erhielt vom dortigen Koster 6 Viertel Korn. Auch das Kloster Petershausen wurde angegangen, das aber erst im Juni 4 Viertel schickte. Immerhin kamen die Klosterfrauen so über die bitterste Not hinweg.                                                       

1733: War ein „gar linder Winter – ist gar nit kalt gewesen“ um Neujahr herum. Die Leute ließen alle Vorsicht außeracht, da brach im Januar eine epidemische Krankheit aus, so dass kein Haus hier ohne Kranke war. Im Kloster hatten alle einen solchen Katarrh, dass sie meinten, sie müssten alle ersticken.

In diesem Jahr kamen auch alle in große Angst, weil die Franzosen Kehl eingenommen, also den Rhein überschritten hatten und in Offenburg und Freiburg großen Schaden anrichteten. Im Kloster haben sie alle Schriften zusammengepackt und waren täglich auf den Einmarsch der Franzosen gefasst.                                                         

1734: War wieder ein ganz milder Winter, aber ein ganz nasser Mai und Juni, so dass man überall Betstunden abhielt und das zehnstündige Gebet an jedem Monatssonntag und an besonderen Festtagen verrichtete.                                                    

1735:Ist nichts besonderes vermerkt, nur von einigen der üblichen Streitigkeiten erzählt die Chronik – Privilegien auf der einen Seite – Pfarrechte auf der anderen Seite!                                                            

1736: Die politische Gemeinde wollte das Kloster zu den Quartierlasten beiziehen, und es kam in Stockach zu erbitterten Auseinandersetzungen. Der hiesige Vogt Johann Zimmermann, der Altamann Georg Widenhorn und der Gemeindepfleger Michael Stahel setzten ihr Begehren durch, wie die Chronik meint, mit lauter Unwahrheiten, so dass das Kloster also in Zukunft von nie mehr verschont blieb.                                                                 

1737: Am 31. August hat ein Hagelwetter alles zerschlagen. In Überlingen hat das Unwetter wenig geschadet.                                                                      

1738: „Es ergab ein genauer Augenschein im März dieses Jahres, dass die Pfarrkirche hier im Dachstuhl und Hauptgemäuer so ruinös sei, dass Vorsorge getroffen werden müsse. Die Werkmeister sollten untersuchen, auf was Weis dem bevorstehenden gänzlichen Ruin noch vorgebeugt werden könnte und wie das Gotteshaus, das die von vielen Jahren her angewachsene Bürgerschaft und Pfarrkinder nicht fassen konnte, etwa durch eine Vergrößerung könnte erweitert werden, wobei der Turm stehen bleiben soll“.

Der Deutschherrenkomthur von Altshausen als Baupflichtiger berichtet im März, er habe nichts gegen einen Kirchenbau und gegen eine Vergrößerung einzuwenden, wenn „der Hailig“ (Kirchenfond) das Ganze bezahlen könne und seinen übrigen Verpflichtungen doch noch nachkommen könne. Den Riss und Überschlag behalte er zurück, um sie mit seinen Baumeistern in Confideration zu nehmen und bei der Rücksendung die Gedanken und Meinungen communizieren zu können.                                                          

1740: Ist der Wein (die Trauben) an den Reben erfroren. Das Kloster hat nur 2 Fuder Wein bekommen und der war schlecht genug.                                                         

1741: Das war wieder ein gar hartes Jahr, wenig Wein, sehr teures Korn. Das Malter hat sogar 16 fl. Gekostet! Es waren im Kloster 17 Klosterfrauen und alles so entsetzlich teuer, auch das Schmalz, dass große Not herrschte.                                                         

1742: Ist der Wein wiederum nicht geraten und ebenso wenig das Korn, d.h. alle Frucht.                                                             

1743: Ist der Wein etwas besser geraten, so dass das Kloster 7 Fuder Wein bekam. „aber das Landt ist voller Soldaten gewesen!“ Alles war mit Durchzug und Winterquartieren überlastet. Das Kloster bekam schon im Oktober Einquartierung, die bis zum 16. Mai des folgenden Jahres blieb. Die sämtlichen Mannschaften des Klosters mussten natürlich ausquartiert und vom Kloster das Quartiergeld an die Bürger bezahlt werden, pro Mann und Tag 13 Kreuzer. Zu den dauernd einquartierten Soldaten kamen noch die Durchzügler, am 25. November 19 Mann ins Kloster, am 29. November wieder 18, am 16. Dezember wieder 16, die alle auf Kosten vom Kloster im Vogtshaus verpflegt wurden.

1744: Im Frühjahr waren wieder Durchzüge und Einquartierungen in jedem Haus. Im Kloster lagen im März 30 Mann und 4 Weiber (Marketenderinnen).Am 10. September sind die Franzosen in Stockach gelegen. Ganz Sipplingen musste Heu, Haber und Geld liefern.

Die Chronik jammert zum Steinerweichen über die fast unerschwinglichen Kosten. Das Heu mussten die Leute selber von hier nach Stockach tragen. Kaum war der ganze Ort ausgesaugt, da kamen die Franzosen selber hierher ins Quartier: vom September 1744 bis 22. April 1745.

Alle Kirchensachen hatte das Kloster geflüchtet. An Mariä Geburt 1744 haben die Leute hier riesigen Schrecken ausgestanden, da die Nachricht verbreitet wurde, die Franzosen würden Sipplingen restlos ausplündern. Wohl kam neue Einquartierung, aber die Plünderung unterblieb. Es wäre auch nicht mehr viel zu holen gewes

1745: Man wird e nachfühlen können, wenn die Leute den 22. April als einen besonderen Festtag begingen, weil an dem Tag die Franzosen endlich abrückten. Der Wein, die fast einzige Einnahmequelle, ist wieder nicht geraten und es gab sehr wenig.                                                              

1746: Wieder ein Leidensjahr! Zuerst kamen französische Husaren ins Quartier. Ins Kloster kam ein Leutnant und seine Frau, die aber beide sehr höflich mit den Klosterfrauen waren.Mitten in diesen Nöten war die Pfarrkirche derartig ruinös geworden, dass eine Renovation unbedingt notwendig war und nicht mehr länger hinausgeschoben werden konnte. Der geplante Neubau scheiterte an der Notlage der Zehntberechtigten wie auch der Gemeinde. So wurde halt geflickt eine zweite Empore eingebaut und die Kirche in den Größenverhältnissen und Bauformen hergestellt, wie sie heute noch ist. Vom 1. Mai bis Herbst dieses Jahres fand der gesamte Pfarrgottesdienst an Sonn- und Werktagen in der Klosterkirche statt. Der seit einem Jahr erblindete Pfaller Schelldorf musste die ganze Arbeit dem Vikar Johannes Matthäus Beea überlassen und den Zehntherren. Die Pfarre versprach, für etwaige Schäden in der Klosterkirche aufzukommen.                                                         

1747: War wieder eine große Feuersbrunst in nächster Nähe des Klosters, bei der nachts um 11 Uhr 5 Häuser in Flammen standen und auch das Kloster selbst hatte schon Feuer gefangen. In dreistündiger größter Gefahr war das Kloster vollständig ausgeräumt worden. Doch war nur der Torkel (die Kelter) verbrannt und einiges Hausgeräte. Der große Bruderschaftstorkel verbrannte bei der Gelegenheit auch. Wein gab es etwas mehr als sonst, und das Korn gedieht auch.                                                                  

1748: Starb eine Wohltäterin des Klosters, die in Kost bei den Klosterfrauen war und ihnen in allem 460 fl. vermachte für die treue Pflege. Auch ein Geistlicher, Leopold Weybert, gebürtig von Überlingen, war im Kloster verpfründet und hat diesem bei seinem Ableben noch 400 fl. Vermacht, dazu 3 Hofstatt Reben, einen Krautgarten in Überlingen und einen Teil seines elterlichen Hauses.                                                         

1750-1752: Trotzdem schreibt die Chronik, „Wir haben müssen in großer Armut leben, weil alles so teuer gewesen ist und wir kein Einkommen gehabt haben“. So mussten die Klöster in der Provinz Almosen geben: Solothurn 126 fl., Augsburg 50 fl., andere Klöster 147 fl. Wir sind so arm gewese, dass es immer wieder geheißen, man müsse uns verteilen in andere Klöster, weil wir hier nicht leben können.                                                            

1754: Ließ der Provinzial und Kommissär der Klöster der Franziskanerinnen durch den Guardian in Überlingen mitteilen, dass wegen allzu großer Armut alle Klosterfrauen von Sipplingen bis auf 6 oder 7 in andere Klöster verteilt werden müssten. Er hätte das schon längst selbst getan, sei aber durch Krankheit daran verhindert gewesen. Wenn weniger Schwestern am Tische wären, könnten die anderen eher ihr Leben fristen. Anderen Tags schickte das K.K. und Landfürstlich Nellenburgische Oberamt Stockach ein Agitationsschreiben. Den beiden erschienen Schwestern wurde ein scharfer Verweis gemacht, dass im Kloster Visitation gehalten wurde, ohne vorher dem Oberamt Anzeige zu machen und Genehmigung einzuholen und dass sogar das Kloster halb aufgelöst werden solle! Das dürfe unter keinen Umständen stattfinden, besonders nicht gegen den Willen der Schwestern. Es wolle zudem gar keine weg von Sipplingen. Also lieben halt alle in ihrer großen Armut und Schuldenlast einstweilen beieinander.                                                            

1755: Von diesem Jahr weiß die Chronistin nur mit bittersten Tränen zu berichten, dass das Kloster in größter Armut lebe und von Geistlichen und Weltlichen verlassen sei.                                                             

1756: Es starb eine Wohltäterin des Klosters, die Schwester einer Klosterfrau, die etwa 400 fl. Dem Kloster testamentarisch vermachte. So konnten die Schwestern wieder einige Schulden abbezahlen, und das Kloster hatte wieder etwas mehr Kredit. In diesem Jahre habe der Krieg mit den „breisen“ (Preußen) angefangen, schreibt die Chronistin.                                                         

1757: Es ist ein mittelmäßiges Jahr gewesen, aber alles sehr teuer, besonders das Korn und das Schmalz. Der Wein ist auch nicht gut geraten.                                                                

1758: Ist ein schlechtes Weinjahr gewesen, hat nicht viel gegeben und was geherbstet wurde, war schlecht.                                                                 

1759: In diesem Jahre ist der Wein besser geraten, als vor einem Jahr, aber alles war wieder sehr teuer und die Umlagen der Gemeinde waren unerschwinglich hoch.                                                              

1760: Ist der Wein auch wieder geraten und es gab viel, aber das Korn war recht teuer.                                                                 

1761: Ist der Wein wohlgeraten und ist auch recht gut gewesen, aber nicht so gut, wie letztes Jahr. Rotwein hatten wir gar keinen, weil die blauen Trauben gefehlt haben. In diesem Jahre ist der Bruder der Frau Mutter, Johannes Zech von Ach, gewesener Grafmüller von Ach, auf der Wallfahrt nach Einsiedeln („Einsigel“ schreibt die Chronistin) krank geworden und kam noch nach Sipplingen ins Kloster zu seiner Schwester, wo er am dritten Tage starb. Er wurde, ganz gegen alle sonstige Gewohnheiten, in der Klosterkapelle beerdigt, links beim Eingang von der Straße her.
In den nächsten Jahren muss auch die Oberin gestorben sein, vielleicht auswärts, da das hiesige Totenbuch das Datum nicht meldet. Im Jahre 1765 zeichnet jedenfalls als Oberin eine Johanne Scheler. Unter ihr waren noch zehn Schwestern hier. 1779 wurde die letzte Frau Mutter gewählt: Bonaventura Biller (von Sipplingen gebürtig?). Diese legt noch eine ganz genaue Rechnung an, aus der wir ersehen, wovon die wenigen Schwestern noch lebten, aber auch wie einfach und höchst ärmlich das Leben im Kloster hier gewesen sein muss. Die gesamten Einnahmen des Klosters im ganzen Jahre beliefen sich auf 541 fl. 59 Kr. und 1Pfg. Darunter sind noch 100 fl. Einnahme für einen verkauften Wald in der Gemarkung Bonndorf. Kapitalzins nimmt das Kloster ein 27fl. 27 Kr. Für Haber und Obst erlöst der Konvent 20 fl. 12. Kr., für Wein 93 fl., für Branntwein 4 fl. 57 Kr., für Skapuliere und Rosenkränze nimmt das Kloster ein 26 fl. 11 Kr., für Puls Stötzlein (Pulswärmer) und Strümpfe Strickerlohn 12 fl. 55 Kr. Gespinnst und Leinwand verkaufen die Schwestern für 59 fl., Eier für 4 fl. 50 Kr. Almosen erhielten die Schwestern im Jahre 1779 zusammen mit einer kleinen Erbschaft 116 fl. 59 Kr., für Besorgung der Kirchenwäsche in der Pfarrkirche erhielten die Schwestern 12 fl. 26 Kr., für Kostgeld von Pfründnern 28 fl. 21 Kr. Den Einnahmen stehen 502 fl. 50 Kr. Ausgaben gegenüber, und zwar wurden die 100 fl., die aus dem Wald gelöst wurden, als Grundstock angelegt. Für Wachs und Oel in der Kapelle brauchten sie 21 fl., für Fische, Frösche und Schnecken zum Freitagstisch 2 fl. 18 Kr., für Fleisch im ganzen Jahr für den ganzen Haushalt des Klosters 14 fl., Frucht gekauft 34 fl. 39 Kr., für Handwerksleute 35 fl. 22 Krl, für Taglohnarbeiten 16 fl. 12 Krl, für die beiden Dienstboten (1 Klosterknecht und 1 Klostermagd) an Jahreslohn zusammen 22 fl. 11 Kr., für Schmalz und Salz 20 fl. 30 Kr., für 825 Rebstecken 9 fl. 1 Kr., Schulden abbezahlt 8 fl. 19 Kr., Almosen an der Pforte und allgemeine Ausgaben 23 fl. 41 Kr.
Um diese Zeit waren noch 7 Schwestern im Kloster und im Jahre 1784 wurde es durch Kaiser Josef II. ganz aufgehoben. Die Klosterrechnung wird nur bis zum Jahre 1780 geführt. In diesem Jahre wurden noch allerlei Reparaturen im Kloster gemacht. So dass die Handwerksleute zwei Monate im Kloster zu tun hatten.

Von da an haben wir keine Aufzeichnung über das Kloster mehr. Heute wohnen sieben Familien in den Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters.

Die Akten über die Aufhebung des Klosters sind nicht versendungsfähig und können nur im Generallandesarchiv in Karlsruhe eingesehen werden, wozu die Zeit und Gelegenheit fehlet. So können wir über die Umstände de Aufhebung und über die Versteigerung des Klosters nicht berichten.

Wirtschaftliche und finanzielle Situation des Klosters St. Ulrich in der zweiten Hälfte des 18. Jh.

Die wirtschaftliche Lage des Klosters wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt. immer schwieriger. Es verarmte trotz umfangreichem Grundbesitz und verschuldete langsam.

Die Oberin ersuchte 1773 die vorderösterreichische Regierung in Freiburg um Verleihung des Sammlungspatentes, um den Verfall des Klosters aufzuhalten. Die Regierung gewährte damals ein jährliches Almosen von 2 Malter Kernen. Eine von Freiburg abgeordnete Kommission ließ sich in Sipplingen alle Klosterrechnungen vorlegen und prüfte sie. Die durchschnittliche Belegung des Klosters betrug damals 18 – 18 Schwestern.

1773 befanden sich 14 Schwestern im Kloster, nämlich die Mutter Maria Johanna Schellerin 68 Jahre, Maria Franziska Herzog 78 Jahre, Maria Illuminata Dobler 70 Jahre, Waldburga Mayer 66 Jahre, Maria Xaveria Froschmann 63 Jahre, Maria Rosa Fischer 61 Jahre, Maria Elisabeth Fröhlich 37 Jahre, Maria Theresia Kerter 30 Jahre, Maria Bonaventura Biller von Sipplingen 29 Jahre, Maria Antonia Kircher 33 Jahre, Maria Josefa Rogg 27 Jahre, Maria Clara Kaufmann 27 Jahre, Maria Hyacintha Kaufmann 28 Jahre, Maria Creszentia Schlichting 21 Jahre.

Der erste Vorname der Schwestern lautete immer Maria.

Die Gebäude und Liegenschaften wurden mit 34 580 Gulden bewertet, die Summe der Schulden mit 7 883 Gulden benannt. So dass immer noch ein Aktivum von 26 697 Gulden verblieb.

Dem Kloster fielen durch Stiftungen 3 457 Gulden zu.

Die Zahl der Klosterfrauen betrug in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts:

Jahr                  Zahl der Schwestern                    Oberin

1755                         15                                           Maria Eva Katharina

1765                         10                                           Maria Anna Johanna Scherler

1773                         14                                           Maria Anna Johanna Scherler

1779                           7                                           Maria Bonaventura Biller

                                                                                von Sipplingen

Besitzverhältnisse des Klosters St. Ulrich

anno 1393 de anno 1730 renoviert

Nach einer „Copia des fundations buochs de anno 1393 de anno 1730 renoviert“ bezog das Gotteshaus St. Ulrich in Sipplingen in den Gewannen
„In den Lauppen, Rinnenspitz, im Feigle, im Reckholderbühl, im Steinacker, im Bächlen, Elternried“ und auf dem „Kastler“ Weinbodenzinse, im Gewann „Tiefental“ Geldbodenzinse.

Als Eigentümer und Weingärten werden aufgezählt 2 Hofstatt Kloster und Einfang an der Karrenstraße, die jährlich 10 Schillinge an die Kirchenfabrik Überlingen, 22 Kreuzer an das Kloster Salem und 6 Pfennige und 2 Eimer Wein an die Heiligenfabrik Sipplingen gaben; ½ Hofstatt im „Breitenweingarten“,
2 ¾ Hofstatt Baum- und Rebgärten; Reben im Breitenweingarten, in der Lauppen, im Neusatz, in der Glaffen, im Hohfelser, in der Köstenen, in der Spraiten, im Steinacker, unter Himberg, im Riesenmoos, im Sippang, auf der Steig und im Steinacker.

Nach dem Extrakt vom 6. Oktober 1730 besaß das Kloster St. Ulrich an Grundbesitz 65 Hofstatt 112 Ruthen oder 10 ¾ Juchart eigene Güter.

Das Kloster hatte auch einen Hof in Kalkofen, den es von der aus Sipplingen gebürtigen Klosterfrau Maria Caroline Maylin erbte.
Dieser Hof, der als Lehen vergeben wurde, entrichtete jährlich 3 Malter Veesen, 2 Malter Hafer, 1 Viertel Erbsen, 1 Gulden 42 Kreuzer Heugeld, 6 Hühner und 2 Hennen, sowie 120 Stück Eier.
Darüber hinaus erbte das Kloster ebenfalls von Schwester Maylin 8 Juchart Holz auf dem „Kaien“ zwischen Nesslewangen und Bonndorf.

Das Nonnen-Kloster St. Ulrich

Auf dem Gemeindegebiet befand sich, seit 1400 nachweisbar, ein Kloster der Franziskanerinnen – der Terziarinnen – dem 3. Franziskanischen Orden im Gewann „Ob den Erlen“ heute immer noch Nonnenebene.
Ab dem 16. Jh. Ansiedelung der Frauen im Dorf selber mit einem richtigen monumentalen Klosterbau. Verschiedenen Brandunglücke und Wiederaufbauten begleiteten die Frauen über die Zeiten hinweg.
Heute ist das Gebäude des ehemaligen Klosters St. Ulrich ein schlichter, aber mächtiger Bau, in dem sich das Gasthaus „Adler“ und 5 weitere Wohneinheiten befinden.
Das Gebäude erinnert an die reiche Vergangenheit und Geschichte dieses Klosters.
Der eigentliche geschichtliche Ausgangspunkt ist die Niederlassung eines Einsiedlers.

Am 18. Juni 1393 liehen die Ritter Burkhard und Walther von Hohenfels dem Priester Konrad Keller von Steißlingen eine Hofstatt oberhalb Sipplingens im „Lutzental“, damit er dort ein Häuslein und eine Kapelle bauen könne. Der Priester Keller musste für die Nutzung dieses Grundstückes jährlich 2 Pfennige Zins geben.
Die Gründungsurkunde dieses Klösterleins, zu den „Erlen“ genannt, ist im GLA erhalten und kann in dieser Abschrift zu lesen sein.

Bruder Keller konnte in dieser Einsiedelei anscheinend nicht die Ruhe zum ungestörten Nachdenken finden, und verließ um 1400 die Einsiedelei und übergab das Häuschen und die Kapelle zwei ihm verwandten Jungfrauen, die dem Dritten Orden Franzisci in Überlingen angehörten.
Der Komtur der Deutschordenskommende Altshausen welche in der Nähe der Einsiedelei Besitzungen hatte, gab den Ordensfrauen noch etwas Land, Zehnten und Zinsen zur Bestreitung des Lebensunterhaltes.
Mit der Ansiedelung der Klosterfrauen verband sich im Volksmund nunmehr die Bezeichnung „Nonnenebene“, ein Flurname, wie er heute noch besteht.
Zunächst hieß das Kloster immer noch „Ob den Erlen“.
Die Ausstattung des Klosters bestand im 15. Und 16. Jahrhundert aus zahlreichen Eigengütern und Zinsen, die in Sipplingen und Bonndorf bestanden.
Unter anderem ein Haus mit zwei Stuben, Hofraite und Krautgarten, befand sich „auf dem Blaz“ in Sipplingen.
Das Haus auf dem „Blatzerteil“ wurde 1538 erbaut und von Jakob Beurer um 800 Gulden an die Klosterfrauen verkauft. – heutiges Klostergelände!!!
Eine Hofstatt in den Bergen (wohl Erlen gemeint) erhielten die Klosterfrauen nach dem Stiftungsbrief von 1393 von der Herrschaft Hohenfels und der Gemeinde.
Bauersleute bebauten die Gärten und Rebgüter um den halben Ertrag für die Klosterfrauen.
Es waren in Sipplingen 22 ½ Hofstatt Reben, der Kelnhof in Bonndorf und darüber hinaus zahlreiche Äcker die dem Kloster zehntbar waren.

1 Hofstatt – festgelegtes Maß – ca. 7 ar – siehe Hofstatt Überlingen – als Größenbeispiel

Eine gesonderte Auflistung der Güter und Besitztümer können Sie in einer  Auflistung lesen.
Die Klosterfrauen hatten bis Ende des 15. Jhdt. schon so viel Vermögen erworben, dass sie Darlehen geben konnten.
Ein Beispiel: 1478 liehen sie dem Hanns Stuck, genannt Stubhart von Bonndorf, 40 Pfund Pfennig.
Er überschrieb ihnen dafür seine Äcker, Baumgärten und Güter im Umfang von 5 Juchart Acker, an der Heerstraße liegend, und 2 ½ Juchart Äcker bei Nesselwangen. Dies ging dann auch in den Besitz des Klosters über.

1530 werden Bestrebungen wach, das Kloster Sipplingen aufzulösen.
Es befanden sich nicht mehr als vier Ordensfrauen im Kloster Sipplingen, und der Landkomtur des Deutschritterordens ließ keine weiteren Personen mehr in das Kloster zu.
Das Kloster stand seit Beginn des 15. Jhdt. unter dem Schutz und Schirm der Landgrafschaft Nellenburg.
Da das Kloster der Erziehung zur Gottesfurcht diene, befürwortete man seine Erhaltung.
Am 27. September 1533 beschwerten sich die Klosterfrauen über den Landkomtur bei der österr. Regierung in Innsbruck, die auf der Erhaltung des Frauenklosters bestand.
In den folgenden Jhdt. der Klostergeschichte erhoben immer wieder die Deutschordensritter zu Altshausen, wohl aus der Rechtsnachfolge der Herren von Hohenfels, Ansprüche auf die Pflegschaft über das Kloster.

Eine Regelung der Pflegschaft ergab sich erst mit dem zwischen dem Erzherzog von Österreich und den Deutschordensrittern zu Altshausen am 20. September 1591 abgeschlossenen Vertrag an, wonach die Pflegschaft über das Klösterlein Erlen 3 Pflegern aus der Gemeinde Sipplingen, zwei Beamten der Landgrafschaft Nellenburg und einem weiteren Pfleger den der Landkomtur des Deutschritterordens zu Altshausen stellte, zustand.
Den Pflegern oblag die Verwaltung des Vermögens und des Güterbesitzes des Klosters die Verwahrung der Gelder, Register und Briefe und die Führung der Rechnungen. Die Klosterfrauen hatten also selber wenig Rechte und Möglichkeiten das Eigentum zu verwalten und mussten ständig auch auf der Hut sein, dass ihnen ihr Eigentum nicht geschmälert wurde.

Mittlerweile mehrte sich die Zahl der Schwestern, so dass es sich als ein respektables Kloster präsentierte.

Während des Bauernkrieges soll 1525 das Kloster zerstört worden sein.
Dabei wurden auch die Güter des Klosters verwüstet.
Am St. – Otmars-Abend 1556 brannte das Kloster bis auf die Grundmauern nieder. Die Schwestern, die bis dahin das Klösterlein in den Erlen bewohnten, verließen ihre bisherige Wirkungsstätte und begaben sich ins Dorf, wo sie ein Haus hinter dem Gebäude des Spitals Überlingen bezogen.
Die Nonnen hausten in diesem Gebäude bis zu Beginn des 17. Jhdt.
1607 richtete der Provinzial Bruder Laurentius an den Deutschordenskomtur von Altshausen und die kaiserlichen Präfekten zu Stockach die Bitte, sie möchten das Kloster Sipplingen wieder herstellen lassen und für den Unterhalt der Klosterfrauen Sorge tragen.
Der damalige Vogt von Neu-Hohenfels, Cornelius Han, ließ als Vertreter des Deutschordens nunmehr ein neues Klostergebäude errichten.
Am 8. September 1607 nahm der Ordensprovinzial unter großen Feierlichkeiten und im Beisein des kaiserlichen Präfekten das Kloster in Besitz und besetzte es mit sechs Schwestern aus anderen Klöstern.
Zwei Schwestern kamen aus Wespach bei Neufrach, zwei aus dem St. Gallen Kloster in Überlingen und zwei aus einem anderen Kloster.
Zwei Jungfrauen traten zugleich als Novizinnen ein.
Als Mutter des Hauses setzte der Provinzial die Schwester Barbara Sönlin aus dem Kloster Wespach ein.
1650 brannte das Kloster erneut ab und die Nonnen bauten es abermals mit großem Kostenaufwand auf.
1703 gestatte Bischof Marquart von Roth zu Konstanz, dass in der Klosterkirche das Allerheiligste beständig aufbewahrt werden dürfe.
Nachdem das Kloster wiederum einem Brand zum Opfer gefallen war und es an Mitteln zum Neubau fehlte, mussten die Klosterfrauen im Dorf in verschiedenen Häusern untergebracht werden.
Im Jahre 1707 zogen sie in das Haus des Cornelius Zom und 1722 bauten sie auf der Brandstätte mit Unterstützung verschiedener Wohltäter ein neues Kloster. '
Die Finanzierung gestaltete sich schwierig und brachte eine große Schuldenlast.1726 starb die Mutter des Klosters, und die Nonnen wählten im Juni 1726 in geheimer Wahl die Schwester Maria Anna Katharine Zech zur neuen Oberin. Die neue Oberin war sehr streitbar und verteidigte mit viel Energie die Rechte ihres Klosters gegen die Behörden und vor allem gegen den damaligen Pfarrer Schelldorf, der allerlei Schwierigkeiten bereitete.
Pfarrer Schelldorf in Sipplingen Pfarrer von 1718-1751 – er kam mit 41 Jahren

Die neue Oberin legte eine Klosterchronik an, die von Joh. N. Schatz 1930 veröffentlicht wurde und der Sie von 1726 – 1780 anschließend folgen können.
In dieser Chronik wird berichtet über die Angst vor den Franzosen die 1733 bei Kehl den Rhein überschritten haben.
Ständige Einquartierungen und Belastungen im und für das Kloster sowie der Gemeinde Sipplingen.
Über schlechte Weinjahre – teures Korn – Brandkatastrophen usw.
Über diese belastete Zeit berichtet auch das Votivbild in der Pfarrkirche rechts vom Hauptgang – wie die „Schwarze Madonna von Bodman“ über Sipplingen wacht – darunter die französischen und österreichischen Soldaten.
Das Votivbild gestiftet von Pfarrer Hütlin 1820 wurde von Wendelin Moosbrugger aus Konstanz gemalt.

Mitten in diesen ganzen Nöten war die Pfarrkirche St. Martin und St. Georg derart ruinös geworden, dass eine Renovation unbedingt notwendig war und nicht mehr länger hinausgeschoben werden konnte.
Der geplante Neubau scheiterte an der Notlage der Zehntberechtigten wie auch der Gemeinde.
So wurde halt geflickt, eine zweite Empore eingebaut und die Kirche in den Größenverhältnissen und Bauformen hergestellt, wie sie heute noch ist.
Vom 1. Mai bis Herbst des Jahres 1746 fand nun der gesamte Pfarrgottesdienst an Sonn- und Werktagen in der Klosterkirche statt.
Die Pfarrei versprach, für etwaigen Schaden in der Klosterkirche aufzukommen.

Die wirtschaftliche Lage des Klosters wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt. Immer schwieriger; es verarmte trotz umfangreichem Grundbesitz und verschuldete langsam.
Die Oberin ersuchte 1773 die vorderösterreichische Regierung in Freiburg um Verleihung des Sammlungspatentes, um den Verfall des Klosters aufzuhalten.
Eine von Freiburg abgeordnete Kommission ließ sich in Sipplingen alle Klosterrechnungen vorlegen und prüfte sie.
Die durchschnittliche Belegung des Klosters betrug damals 14 – 18 Schwestern.
1773 befanden sich 14 Schwestern im Kloster.
Die Kommission konnte außer einigen Rechnungen nicht viel vorfinden; Kriegsereignisse hatten die Klosterschriften vernichtet.
Die Gebäude und Liegenschaften wurden mit 34 580 Gulden bewertet, die Summe der Schulden mit 7 883 Gulden benannt, so dass immer noch ein Aktivum von 26 697 Gulden verblieb.
Dem Kloster fielen gesamt durch Stiftungen 3 457 Gulden zu.

Als 1780 die Not des Klosters am größten war, mussten mehrere Klosterfrauen in anderen Klöstern untergebracht werden.
Die Reformen des österr. Kaisers Joseph II. (1765 – 1790) brachten große Veränderungen mit sich.

Das 1781 veröffentlichte Toleranzedikt verkündete die Glaubensfreiheit.
Die Aufklärer sahen die Klöster als unnütz und verfügten deren Aufhebung, infolge deren Vermögen dem Religionsfonds zufiel.

1782 wurde das Kloster St. Ulrich aufgelöst.
In der Zeit war Pfarrer Johann Caspar Bach in Sipplingen Priester.

In den frühen Morgenstunden kamen der Pfarrherr und ein Vertreter des neu gegründeten Religionsfondes des Oberamtes Stockach mit Schreiber und Aufsicht zur Klosterpforte und teilten den überraschten Schwestern mit, dass hiermit das Kloster aufgelöst wird.
Von jetzt auf gleich waren die Frauen ihrer Heimat und Sicherheit beraubt. Es wurde mitgeteilt, dass sie wählen konnten zwischen einem privaten Leben oder weiterhin Kloster aber irgendwo anders.
Alle 14 Schwestern aus Sipplingen entschieden sich für ein privates Leben.
Von der Stunde an mussten die Frauen für ihre Verpflegung selber sorgen und aufschreiben was sie aus ihrem eigenen Keller und von den Vorräten aufbrauchten, damit dies dann verrechnet werden konnte!
Innerhalb einer kurzen gesetzten Frist mussten alle aus ihrer gewohnten Umgebung ausziehen.

Als Nachfolger kam Pfarrer Johann Baptist Labhart. Er war ein eifriger Förderer und Verfechter der Aufklärung.
Er war Pfarrer von 1785-1792 in Sipplingen – er hat alle Kapellen profaniert und die Bruderschaften aufgehoben.
Pfarrer Labhart exsekrierte 1785 die Leprosen Kapelle in der Spraite.

Das „Leprosenkreuz“ als Überbleibsel des im 12. Jh. gegründeten Leprosen- und Armenfondes, befindet sich als Repräsentant einer großzügigen Stiftung die über 800 Jahre hinweg das Leben und Sein der Menschen in unserer Gemeinde geprägt und manche Armut gelindert hat, heute im historischen Rathaussaal – Im Februar 1950 wurde die Auflösung des Schul- und Armenfondes beschlossen und dessen Vermögen mit dem Gemeindevermögen verschmolzen.
Das Stiftungsvermögen betrug vor der Währungsreform 1948 noch 6.464,39 RM – nach der Umstellung noch 402,00 DM
Das letzte Geld wurde noch für den Bau des Kindergartens bei der Kirche verwendet.
1788 auch die Jakobskapelle im Hörnle – Missionskreuz in der Pfarrkirche.
Das Kreuz kam 1912 anlässlich einer Mission aus Privatbesitz wieder in die Kirche zurück.

Das nun leerstehende Klostergebäude blieb einige Jahre unbewohnt.
1788 erwarb der Wurzelgräber Xaver Häubtler die Kapelle des Klosters zum Kaufpreis von 230 Gulden.

Ein Teil des Klostergebäudes wurde ab 1811 als Gastwirtschaft benutzt.

Die Taferngerechtigkeit und Personal Wirtschaftsgerechtigkeit im 19. Jh. ist so vielfältig – dass wir uns zu diesem Thema – Gasthäuser und Ausschänke in Sipplingen eventuell wieder einmal treffen.

Ein Satz noch dazu: Als der Neubau der Schule am heutigen Standort Schulstrasse 1911 – in Planung war, war einer der Gründe gegen den Standort, dass die Schüler an der Gaststätte „Schwarzer Adler“ immer vorbei gehen müssen.
Dies wäre den Kindern nicht zumutbar und ein schlechtes Vorbild!

Der Hl. Ulrich von Augsburg

war Staatsmann, Bischof und Volksheld – und Augsburger Bischof. Er gilt als Beschützer der Bauern und Schutzheiliger für fast alle Lebenslagen.
Im Jahr 890 in Dillingen geboren, entstammte Ulrich einer angesehenen Adelsfamilie. Er studierte in der Abtei St. Gallen. Nach dem Studium wurde er schon in jungen Jahren Kämmerer im Bistum Augsburg. Er wurde 923 selbst zum Bischof von Augsburg ernannt. Das Volk liebte ihn für seine Mildtätigkeit und Bescheidenheit.

Auch als Staatsmann genoss Ulrich hohes Ansehen.
955 fand die Schlacht auf dem Lechfeld, vor den Toren Augsburg sttat, diese markierte den endgültigen Sieg Ottos I. über die Ungarn und das Ende der jahrelangen Kriege. Ulrich beteiligte sich an der Schlacht.
Ulrich blieb bis zu seinem Tod am 4. Juli 973 im Amt als Bischof und Kleriker. Er ist Patron der Diözese Augsburg, Schutzheiliger der Fischer, Winzer, Weber und Sterbenden. Wird angerufen bei Fieber, schwerer Geburt, Tobsucht, Ratten- oder Mäuseplagen auch zum Schutz vor Hochwasser und Unwetter.
Deswegen gibt es in den Alpenregionen zahlreiche Ulrichs-Feiern und Segnungen am 4. Juli.

Im Jahr 993 ist seine Heiligsprechung durch Papst Johannes XV.
Die Attribute vom Hl. Ulrich sind – Fisch und Buch.
Die Legende erzählt, dass er einem Sendboten an einem Freitagmorgen ein Stück Bratenrest, das von seiner Abendmahlzeit am Donnerstag noch auf dem Tisch stand, als Wegzehrung für den Rückweg mitgegeben habe. Als der Bote seinem Herrn, dem Herzog von Bayern, den Frevel zum Freitagsgebot durch Vorzeigen des Fleischstückes beweisen wollte, war dieses in einen Fisch verwandelt.
Auch das Ulrichskreuz dient den Gläubigen zur Erkennung des Hl. Ulrich.
Warum und wann der Hl. Ulrich zum Schutzheiliger des Nonnenklosters in Sipplingen wurde, gibt es die folgende Vermutung:
Eine Brandkatastrophe im Juni 1547, bei der 15 Häuser in Sipplingen abbrannten und die Schwestern den Hl. Ulrich anriefen und bei Verschonung gelobten den Hl. Ulrich als Schutzpatron zu wählen.
Die Originalfigur kommt noch aus der ehemaligen Klosterkapelle und ist im Eigentum der Familie Annemarie Widenhorn.
Bei der Fronleichnamsprozession steht die Figur noch manchmal in der vorgesehenen Nische in der Hauswand am damaligen Originalplatz.

Die 5 Bildtafeln (18. Jh.)

aus der Kloster-Kapelle St. Ulrich zu Sipplingen

Das genaue Entstehungsdatum ist nicht bekannt und bleibt unbeantwortet (Ca. 1694 - 1703?). Bis etwa 1970 hingen die Tafeln am Originalplatz unter der abgehängten Klosterkapellendecke geschützt und verwahrt. Bei Umbauarbeiten entdeckt und sorgsam entfernt, von Herrn Rechtsanwalt Kleffner aus Überlingen erworben und am 29. April 2004 von Frau Sibylla Kleffner wieder an die Gemeinde übergeben.

Maria setzt einen Fuß auf den Kopf der Schlange und so wird das Motiv mit dem Sieg über die Erbsünde und als Hinweis auf die unbefleckte Empfängnis in Verbindung gebracht. Unbefleckt meint nach der röm.-kath. Lehre, dass Maria ohne Erbsünde von ihrer Mutter Anna empfangen wurde. Ohne diese Voraussetzung hätte Maria nicht Gottesmutter werden können.

Maria Darstellung ohne Kind – Maria Immaculata – „Die Unbefleckte“
Der von einer Schlange umwundene Erdkreis –
Schlange mit Vogelkopf symbolisiert das potenzierte Böse; Der Apfel symbolisiert das Paradies.
Diese Darstellungen entwickelten sich im 17. Jh.
12 Sterne kranzförmig um den Kopf angebracht, soll ein Hinweis sein auf die 12 Stämme Israels – die 12 Söhne von Jakob Israel.

Dazu gehörig noch 4 Tafeln mit Putten –mit Flöte, Geige, Lyra und Noten.
Der Begriff Putte bedeutet „Knäblein“, eine kindliche Gestalt mit einem wohlgenährten Körper.

Einnahmen und Ausgaben – im Jahre 1779

Aufgestellt von der neu gewählten Mutter Bonaventura Biller von Sipplingen
Die Rechnung zeigt uns auch auf, wie einfach und ärmlich das Leben im Kloster hier gewesen sein muss.

Die gesamten Einnahmen des Klosters im ganzen Jahre beliefen sich auf 541 fl.59 Kr. Und 1 Pfg. Darunter sind noch 100fl. Einnahme für einen verkauften Wald in der Gemarkung Bonndorf.
Kapitalzins nimmt das Kloster ein 27fl. 27 Kr.
Für Haber und Obst erlöst der Konvent 20fl. 12 Kr., für Wein 93fl., für Branntwein 4fl. 57 Kr., für Skapuliere und Rosenkränze nimmt das Kloster ein 26fl. 11 Kr., für Pulz Stötzlein (Pulswärmer) und Strümpfe Strickerlohn 12fl. 55 Kr. Gespinst und Leinwand verkaufen die Schwestern für 59fl., Eier für 4fl. 50 Kr.
Almosen erhielten die Schwestern im Jahre 1779 zusammen mit einer kleinen Erbschaft 116fl. 59 Kr., für Besorgung der Kirchenwäsche in der Pfarrkirche 12fl. 26 Kr., für Kostgeld von Pfründnern 28fl. 21 Kr.

Den Einnahmen stehen 502fl. 50 Kr. Ausgaben gegenüber, und zwar wurden die 100fl., die aus dem Wald gelöst wurden, als Grundstock angelegt.
Für Wachs und Öl in der Kapelle brauchten sie 21fl., für Fische, Frösche und Schnecken zum Freitagstisch 2fl. 18 Kr., für Fleisch im ganzen Jahr für den ganzen Haushalt des Klosters 14fl., Frucht gekauft 34fl. 39 Kr., für Handwerksleute 35fl. 22 Kr., für Taglohnarbeiten 16fl. 12 Kr., für die beiden Dienstboten (1 Klosterknecht und 1 Klostermagd) an Jahreslohn zusammen 22fl. 11 Kr., für Schmalz und Salz 20fl. 1 Kr., Schulden abbezahlt 8fl. 19Kr., Almosen an der Pforte und allgemeine Ausgaben 23fl, 41 Kr.

Um diese Zeit waren noch 7 Schwestern im Kloster.

Gründungsurkunde Klösterlein zu den „Erlen“ 18. Juni 1393

„Ich Burkhardt von Hohenfels und Walther von Hohenfels Gevatteren und die Gepurschaft gemeinlich zu Sipplingen tun kundt allen denen, die diesen Brief ansehen oder horent lesen: Dass Bruder Konrad Keller von Steißlingen, Priester uns gebeten hat, dass wir hier ein Hofstattlein durch Gottes willen in dem Lutzental gelegen in den Erlen, die unser aigen sind, dass er darauf ein Haus oder Cappell gebauen möchte. Dass er und all seine Nachkommen Gott möchten dienen in einem armen Leben. Dies sind wir gemainiglich zu Rath worden, und haben ime eine Hofstatt geleihen in dem Lutzental zu den Erlen, doch mit seinlichem Geding: dass er uns jahrlichs und auch seine nachkommen zwei Pfennig Sendzins geben von der Hofstatt.

Wir wend, das niemandts Bruder Hansen Blochenlo von der Hofstatt vertreybe, wann er auch mitstiffter ist gesinder Hofstatt, dieweil er that, dass er von Recht thun soll. Wäre auch, dass wir von Sipplingen oder andere Leuit ein ewig Licht oder ander Geld und Gut an die Capell geben, wann dann das geschehe, dass die Cappell gezwiest (=verwaist)wurde oder abgienge, was dann die Cappell ewigs Zins hätte, das soll dan herabfallen an St. Martin und an St. Georg und an andere Heiligen, die gnädig seind in der Külchen zu Sipplingen. Wäre aber, dass die Cappell wieder gebauen wurde, so solle dasselbig ewig Geld wieder an die Cappell fallen, die in den Erlen gestiftet.

Und die Cappell soll auch ein Külchherrn und Leutpriester und der Külchen zu Sipplingen unschädlich sein allen iren Rechten. Und die Brüder oder wer da wäre, soll inen auch gehorsam sein in allen Dingen, in denen sie ihnen von Recht sollen gehorsam sein. Wäre auch, dass die Brüder alle abstürben, davor Gott seye, das send wir alles durch Gottes Willen gen armen leuth. Auch ist zu wissen, dass die vorgenannt Hofstatt eine arme Hofstatt sollbleiben, dass da nimer ein ewig Pfründ noch gestift noch Meß soll werden noch in weltlicher Leut Hand nimmer soll kommen, noch von niemand verkauft werden, denn sie geliehen würt. Wann die Hofstatt soll immer mehr ewiglichen, armen Menschen warten, die da Gott dienen sollen in einem armen leben.

Es ist auch zu wissen, dasswir die vorgenannten Hohenfels noch ehain unser Nachkommen die vorgenannte Hofstatt nicht sollen leihen an die Gepaurenschaft von Sipplingen noch ie Gepaurschaft solle auch nit leihen an die Herrschaft von Hohenfels.
Me seind die Hofstatt gemeiniglich miteinander gleich. Und zu wahrer Urkund aller vorgenannten Dinge haben wir die vorgenannten Hohenfels Ritter unser Insiegel für uns und all unser Nachkommen gehangen an diesen Briefe.

Dazu hab auch ich der vorgenannte Bruder Konrad mein eigen Insiegel gehängt zu einem wahren Urkund stet und fest zu halten aller vorgeschriebenen Dinge“.

Grundrisspläne Kloster St. Ulrich

Die Pläne stammen aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg.

Gasthof Adler

Die Pläne stammen aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg.