Närrische Zeit – Die Fasnet
Wir feiern bei uns die schwäbisch-alemannische Fastnacht, die sich vom rheinischen Karneval abgrenzt, aber erst im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts als eigenständige Form entwickelte. Typisch für unsere Fastnacht ist die Vermummung der Teilnehmenden durch »Larven« (Masken), die meistens aus Holz, aber auch aus Stoff, Papier oder Blech bestehen.
1907 gründeten sieben Sipplinger den Narrenverein »Fastnachts-Gesellschaft Sipplingen 1907 e.V.«. Drei Jahre später trat die Fastnachtsgesellschaft mit einem Fastnachtsspiel (»Aufstand in Südwest-Afrika«) unter Mitwirkung vieler Dorfbewohner an die Öffentlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg ruhte das närrische Treiben in Sipplingen, bis 1928 ein neues Fastnachtsspiel erfolgreich aufgeführt wurde – bei Minus 25 Grad am Hauberg. Verständlicherweise wurde es während des Zweiten Weltkrieges still um die Fastnachtsgesellschaft, die sich nach dessen Ende um eine Wiederbelebung bemühte und das mit großem Erfolg. Am Schmutzigen Donnerstag 1955 wurde der Entwurf des Kostümes »Drube-Krieese-Rätscher« gekürt, welches seit dem fester Bestandteil der Sipplinger Fasnet ist. Bald darauf kam das Kostüm der »Schdore« dazu (Staren), das mit einer Holzmaske versehen ist.
Die Sipplinger »Fasnet« startet am Abend vor dem »Schmotzige Dunschtig« (Schmutziger Donnerstag) mit einem Hemdglonkerumzug durch den Ort. Am »Schmotzigen« werden die Schulen und Kindergärten von den Narren befreit und die närrische Absetzung des Bürgermeisters findet statt. Am Fastnachtswochenende freuen sich die Kleinsten auf einen Kinderumzug und am »Fasnets Mentig« findet ein großer Umzug im Ort statt, eine bunte Versammlung einfallsreicher Kostüme und traditioneller Larven. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wurde im Dezember 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.